Die Etikette

Allgemeines

Vielleicht mag es genau jener Unterschied sein, der zwischen der „menschlichen“ und "kainitschen“ Gesellschaft besteht, gerade in Bezug der Umgangsformen, der die erste unüberwindbare Hürde für einen neuerschaffenen Kainiten darstellt und an der er letztendlich scheitert. Und ein Scheitern im Kindesalter geht mit der endgültigen Vernichtung Hand in Hand.
Die Grundlagen die Etikette zu beherrschen und diese in der Praxis anzuwenden ist die minimale Vorrausetzung um innerhalb der Camarilla überhaupt den Freispruch zu erhalten. Der Freispruch ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Privileg und in der alten Welt mit noch viel mehr Anforderungen verknüpft als in der Neuen. Wer schon im Kindesalter sich als nicht fähig erweist ein gewisses Verständnis für die Gesellschaft, welche nun seit über Jahrhunderten existiert und deren Wurzeln noch viel länger in der Vergangenheit ihren Anfang genommen haben, zu entwickeln wird niemals Teil ihrer sein. Warum auch sollten Prinzen und Ahnen das System, auf dem sie ihre Macht aufgebaut haben und das darüber hinaus die Gesellschaft im gesamten schützt, das sie über solange Zeit geprägt und erhalten haben, unnötig in Gefahr bringen, in dem sie Mitglieder darin aufnehmen, welche dafür kein Verständnis aufbringen können oder gar wollen?
Ein System, in dem die Alten herrschen und die Jungen folgen. Die Grundlagen der Umgangsformen werden von Generation zu Generation vom Erzeuger zum Kinde weitergegeben. Sie haben sich etabliert und man kann davon ausgehen, dass jene überall die gleichen sind. Es geht hier vor allem um einen Kernpunkt. Respekt. Respekt gegenüber den Älteren, gegenüber jenen, die sich für das System, in dem sie existieren verdient gemacht haben.

Diese unten angeführten Grundlagen bedeuten jedoch nicht, dass auch die Feinheiten, welche über das grundlegende hinaus gehen, überall identisch sind. In diesen kann es durchaus Unterschiede geben und die sind manchmal so individuell wie die Person, mit welcher man interagiert oder in Fällen von anderen Domänen wie die Personen, die sie geprägt haben. Allgemein ist es sicher geschickt sich im Vorfeld über derlei Eigenheiten zu informieren.
Umso älter die Domäne oder der Kainit mit dem man interagieren möchte, umso notweniger wird es sein um die größtmögliche Sicherheit zu erlangen und dennoch mag all jenes letztendlich keine absolute Garantie darstellen.
Auch wenn die Etikette augenscheinlich gerade den jüngeren „viel“ abverlangt, so sind es gerade die allgemeingültigen Etikette welche ihnen die Möglichkeiten bieten sich innerhalb einer raubtierhaften Gesellschaft zu bewegen zu können ohne dabei Gefahr zu laufen von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten.
Innerhalb der Gesellschaft wird das Verhalten und gerade das jüngerer immer genausten beobachtet und bewertet werden. Letztendlich jedoch ist es an einem Selbst was er daraus macht... oder nicht. Die Etikette kann alles sein. Ein Schild. Ein Schwert. Ein Stolperstein. Eine morsche Rüstung. Ein Dolch, wie ein bittersüßes Gift und hin und wieder auch der Anfang vom eigenen Ende.
Nicht jeder Clan, nicht jeder Kainit misst ihr den gleichen Stellenwert zu und dennoch sind es gerade die Grundlagen, die den kleinsten gemeinsamen Nenner bilden, einen, den die sieben Clans der Camarilla im Gesamten alle verteidigen werden, denn neben den sechs heiligen Traditionen sind es vor allem die Etikette, welche ein zivilisierten Umgang innerhalb einer raubtierhaften Gesellschaft überhaupt ermöglichen. Und jener zivilisierte Umgang ist nicht mehr aber auch nicht weniger als eine Notwendigkeit, um das Überleben der eigenen Art zu sichern.

Die Etikette Fähigkeit

Etikette 0 – „Etikette..ist das was zum essen?“

Wenn sie an einer Tür Klopfen dann nur um den Dreck von den Schuhsohlen los zu werden.

Etikette 1 – Wissen wann man die Klappe halten muss.

Sie wissen, dass es immer an dem höher gestellten Kainiten ist ein Gespräch zu eröffnen oder auch es zu beenden. Sie wissen, dass man sich eine anderen Kainiten vorstellt…mit Name, Status, Clan und ggf Amt, wenn man ihm das erste Mal begegnet. Sie wissen, dass man sich in eine bestehende Runde nicht einfach dazu gesellt, sondern sich hoffnungsvoll zur Schau stellt darauf wartend eingeladen zu werden.

Etikette 2 – Das Grundlegende verstanden haben

Sie wissen, dass man sich im heiligen Elysium vernünftig kleidet und nicht rumläuft wie ein Lump.
Sie wissen, dass sie sich erst dann setzten, wenn jeder der eine höheren Rang hat als sie selbst sitzt und dass sie sich erheben, sobald sich jemand erhebt der einen höheren Rang hat als sie selbst.
Sie wissen, dass sie einem höher gestellten Kainiten der ihren Weg kreuzt respektvoll begegnen. Sei es, dass sie mit einer Verneigung aus dem Weg gehen oder sich erheben und das Haupt senken, wenn sie gerade saßen. (freilich abhängig von dem eigenen Status)
Sie wissen, dass man…wenn man das Bedürfnis hegt sich einer bestehenden Gruppe anzuschließen in Sichtweite aufwartet, aber nicht in Hörweite.
Sie wissen, dass ein Handkuss nichts mit Körperkontakt zu tun hat.
Sie wissen, wie man jemanden in einem Brief korrekt anspricht und wie man sich verabschiedet. Es ist höflicher sich bei einem höher rangigen Kainiten vorstellen zu lassen, als ihn selbst anzuschwatzen. Wenn man jemand anspricht ist eine angenehme Lautstärke obligat..jemanden von der Tür aus eine Vorstellung zurufen ist unhöflich und darf auch gepflegt igorniert werden.

Etikette 3 – "Zu ahnen, dass es auch komplexer geht"
Sie wissen, dass es höflich ist, bei gleichgestellten Kainiten der Dame den Vorrang zu lassen.
Sie wissen, dass es höflich ist..jemanden die Gelegenheit zu geben ihnen respektvoll zu begegnen.
Sie wissen, dass es unhöflich ist jemanden zu bevormunden oder unwissenheit zu unterstellen. (darum bemühen sie sich um ein vielfältiges Sprachbild, wenn sie es dennoch tun wollen)
Sie verzichten darauf einen höher gestellten Kainiten zu verbessern, weil der ja aus Prinzip recht hat. (wenn er explizit darum bittet, haben sie die Qual der Wahl….ihm seinen Wunsch zu versagen oder ihn zu verbessern. Man kann nicht gewinnen)
Sie wissen, dass man einen höher gestellten Kainiten nicht mit langatmigkeit langweilt. Sie verwenden soviel Worte wie notwendig und so wenig wie möglich.Dies gilt insbesondere für Briefe, die sie ebenfalls zu schreiben wissen.
In einem Brief wissen sie den Unterschied zwischen ‚Wohl Werte’ und ,Wohlwerte’ sinnvoll ein zusetzten…oder auch Variationen davon.
Sie wissen, dass es sowohl unhöflich ist jemanden die ganze Zeit in die Augen zu starren, als auch ständig woanders hin zu blicken.
Sie wissen, dass es der höchstrangige Kainit in einer Runde ist, der eine weitere Person einläd oder dass man sich bei diesem erkundigt, ob es diesem recht ist, wenn man eine weitere person in die Runde miteinbringen möchte. Wenn an einem Tisch nicht genug Plätze frei sind, ist es höflich den höher rangigen Kainiten oder den Damen die Plätze zu überlassen, ergo zieht sich ein jüngerer freiwillig zurück, das zeugt von seiner guten Erziehung. Ebenso ist es höflich, ihn seine gute Erziehung zeigen zu lassen und ihn nicht abzuhalten bei seinem tun.
Sie wissen, dass man dem höher gestellten Kainiten zuerst darüber informiert, wer die andren sind und dann wenn der vollauf informiert ist, stellt man ihn den anderen vor, auf das diese ihm den angebrachten Respekt erweisen können.
Sie wissen das Anreden kein Zufall sind und das ein höher rangiger Kainit auch auf eine höherwertige Anrede anspruch hat. Es ist kein Zufall mehr, welche Kainiten gleichen Ranges sie in welcher Reihenfolge mit ihrer Aufmerksamkeit bedenken.

Etikette 4 – Der Besen im Allerwertesten orientiert sich an Ihrer korrekten Haltung
Andeutungen oder Zitate müssen auch mal reichen um seinen Standpunkt klar zu machen, wenn Sie ein Gleichgestellter nicht versteht ist es sein Problem, ein höher Gestellter hat immer noch aus Prinzip recht und wird es sie schon wissen lassen, wenn er damit nicht zufrieden wäre.
Sie drücken ihren Respekt und ihre Abneigungen nur noch bedingt mit Worten aus. Sie haben gelernt ihre Meinung non verbal in dem Rahmen zu vermitteln den ihnen die Etikette lässt. Es ist kein Zufall mehr, vor wem sie sich wie tief verbeugen.
Es ist kein Zufall mehr, welcher Dame sie die Hand küssen.
Sie ziehen es vor, so zu tun als hätten sie jemanden nicht gesehen..als ihn mit direkten Worten abzuweisen. (Ausser sie wollen ihm eine reinwürgen)
Sie ziehen es vor, etwas das unpassend oder unhöflich ist zu überhören um jemanden nicht in die Verlegenheit zu bringen (ausser natürlich Sie wollen denjenigen in Verlegenheit sehen)

Etikette 5 – Noblesse ist ihr Vorname
Etikette 5 ist so umfassend allwissend zum Thema Etikette, dass die Verfasser des Textes nicht wüsste, was sie sich ausdenken könnte, ausser vielleicht zu behaupten, dass jemand mit Etikette 5, all das wissen von Etikette 1 -4 auf harmonische Weise miteinander vereint, es noch mit Charme und Klugheit würzt und jeder von dir beeindruckt ist, selbst wenn er denkt du bist ein steifer Klugschwätzer…
Allgemein: Die Auflistung hier soll im Großen und Ganzen einen ungefähren Rahmen darstellen. Einzelne Punkte können sich durchaus unterscheiden, manches lernt man früher manches später. Je mehr Punkte man letztendlich hat, je größer wird das Verständnis im Ganzen. Grundsätzlich gehen wir ab einem Wert von 2 davon aus das ein Kainit damit im Regelfall das Wissen besitzt sich auf der Gesellschaftlichen Bühne angemessen zu Verhalten.

 

Briefe und Gespräche

 

Die Anrede:

Als Faustregel kann man hier verwenden werden:

„Hochverehrte/r“ für einen Ahnen

„Verehrte/r“ für einen Ancilla

„Werte/r“ für einen Neugeborenen

 

Abweichungen sind möglich, finden sich auch häufig und sollten der Intention (Es sollte jedem klar sein, das es z.B. einen Unterschied zwischen Wert, Wohlwert und Wohl wert gibt) des Schreibens, dem Stand und Ansehen des Schreibenden und des Empfängers gleichermaßen angemessen sein.

Bei dem Schreiben von Briefen kann und sollte man zwischen offizieller und privater Korrespondenz unterschieden.

Alle offiziellen Amts- und Würdenträger schreibt man offiziell an.

Hierbei sollte am Ende der Namen, Status und Clan des Schreibers zu finden sein und am Anfang diese Zuordnungen des Empfängers.

Anzumerken sei hier ein wichtiges Beispiel, das es einen absolut schlechte Idee ist die Tremere als den Clan der Hexer zu bezeichnen, da diese Blut über keine althergebrachte Titulierung verfügt und der Terminus „Hexer“ eine Beleidigung darstellt. Die Domänenzugehörigkeit sollte nur im Bezug auf die Ämter verwendet werden, da einzig diese territorial gebunden sind.

Bürger von [Domänenname] ist zu vermeiden, damit beleidigt man im schlimmsten Fall den Prinzen der Domäne und im besten Fall macht man sich nur zum Gespött der Harpye.

 

Die Abschlussformulierung

Hier ist mehr Flexibilität gestattet und sollte wieder dem Stand und Ansehen des Schreibenden sowie des Empfängers angemessen gewählt werden. Einzig im Status höhere Kainiten sollten mit einem „Hochachtungsvoll“ bedacht werden.

Mögliche Formulieren sind:

„Mit freundlichen Grüßen“

„Ich verbleibe freundlichst“


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Quelle: Online-Chronik: Leipzig bei Nacht; Online Chronik: New York bei Nacht